Naturschutzgebiet Schartenknopf - Tannenbach



In der östlichsten Ecke Belgiens, im unmittelbaren Grenzgebiet zwischen Rheinland-Pfalz und Nordrhein-Westfalen liegt das BNVS Naturschutzgebiet Schartenknopf.
Man kann also sagen, dass hier die Sonne in Belgien am frühesten aufgeht!


Lage
Zwischen den bewaldeten Höhenzügen, Losheimergraben im Norden (690m, Weißer Stein)
und Schneifel im Süden ( 697 m, Schwarzer Mann ), breitet sich eine offene Hochebene aus, die auch gleichzeitig die Wasserscheide Rhein-Mosel bildet. Unweit der Ortschaft Krewinkel liegt das bedeutende Quellgebiet Schartenknopp, eines der letzen Relikte
von Moor- und Heidevegetation in diesem Landstrich.
Auf eine Meereshöhe von etwa 600 m entspringen Eulenbach, Everbach, Tannenbach
sowie Taubkyll. Der Flurname Schartenknopp weist auf die raue und schwierig zu bewirtschaftende Lage hin. Das Quellgebiet weist eine Reihe von Venngebieten aus:
Walbervenn, Klüpperschvenn, Hürlingsvenn sowie Röschevenn.

Ausdehnung
Erste Ankäufe wurden 1994 getätigt. Es folgte die Ausweisung zum anerkannten Naturschutzgebiet. Mittlerweile umfasst das Gebiet 8,6 ha und bildet mit dem Tannenbachtal (1,7 ha) und dem immerhin 28 ha großen Rohrvenn bei Mooshaus-Roth einen funktionalen lokalen Biotopverbund im Gesamtkonzept des Deutsch-Belgischen Biotopverbundes.

Besonderheiten
Noch heute spricht die ältere Bevölkerung der Umgebung vom Schartenknopp als „schwarze Heide“, was auf den torfigen, staunassen Boden hinweist, der nur mit äußerster Mühe urbar gemacht werden konnte.
Galt es doch über Jahrhunderte als Stolz des Bauern der wilden Natur ein Stück Ackerland abzuringen, so hat sich heute die Erkenntnis durchgesetzt, dass gerade diese „ Ödlandflächen“ biologisch überaus wertvoll sind.
Pflanzen wie Arnika oder Glockenheide, die früher als verbreitet galten, gelten heute als botanische Raritäten. Die Feldlerche, die noch vor nicht allzu langer Zeit im Frühjahr dem Landmann die Geräuschkulisse bildete, ist fast verschwunden.
Nur zwei Beispiele für Arten denen im intensiv genutzten Umland der Lebensraum abhanden gekommen ist und die auf dem Schartenknopp ihr Refugium finden.

Pflanzenwelt-Flora
Befindet man sich auf dem Schartenknopp, erinnert der weite Blick, die offene Landschaft und nicht zuletzt die Moorvegetation an das Hohe Venn.
Entlang der Quellmoore finden sich Torfmooskissen, Wollgräser, Rasenbinse, Glockenheide, Pfeifengras,... alles typische Vennpflanzen.
Borstgrasrasen und Heidekrautvegetation bilden jedoch den Hauptanteil der Pflanzengesellschaften im Naturschutzgebiet. Borstgras, Arnika, Kreuzblümchen, Drahtschmiele, Geflecktes Johanniskraut,... sind Zeugen ehemaliger extensiver Schafbeweidung. Besenheide, Englischer Ginster und Waldbeere weisen den Übergang zur Zwergstrauchheide. Das Gefleckte Knabenkraut und die Zweiblättrige Waldhyazinthe runden das Bild der botanischen Seltenheiten ab.
Halboffene Heideflächen mit Ohrweide, Faulbaum, Moorbirke, Eberesche und Pappel bieten interessante Lebensräume.


Englischer Ginster
(Genista anglica)



Glockenheide
(Erica tetralix)


Tierwelt - Fauna
Das Naturschutzgebiet ist für viele Vogelarten Brut- Rast- und Jagdgebiet.
Auf extensiv genutztes Offenland angewiesene Arten wie Feldlerche, Wiesenpieper und Braunkehlchen finden hier ein Rückzugsgebiet. Neuntöter und Raubwürger kann man auf ihren Beutezügen beobachten und mit etwas Glück Bekassinen, Kiebitze und Rebhühner beim Durchzug erleben.
Solche Restvorkommen wie der Schartenknopp sind Überbleibsel einer historischen Form der Landwirtschaft. Für Insekten zählen diese zu den artenreichsten Lebensräumen überhaupt.

Ausblick
Quellmoorvegetation droht Gefahr durch Drainagemaßnahmen. Borstgrasrasen und Heiden sind sehr empfindlich gegen Aufdüngung.
Entsprechende Pflegemaßnahmen müssen angewandt werden, damit diese besondere Vegetation nicht unwiederbringlich verloren geht. Konkret bedeutet dies, dass Landwirte gewonnen werden, diese Flächen unter besonderen Auflagen zu bewirtschaften.
Das reiche Vorkommen seltener Tier- und Pflanzenarten auf dem Schartenknopp kann ein Aufbaupotenzial für die Naturentwicklung des Umlandes darstellen.
Dies umso mehr, da der Landdruck in der Landwirtschaft nicht mehr so hoch ist und agrarökologische Umweltprogramme zur schonenden Bewirtschaftung motivieren.
Text und Fotos: S. Mertes

Verwalter des Naturschutzgebietes:


José Breuer


Seitenanfang nach oben