Naturschutzgebiet der Emmels
Lage
Die Emmels, namengebend für unser Naturschutzgebiet, ist ein Nebenbach der Amel und gehört somit zum Flussgebiet der Maas. Ihr eigentliches Quellgebiet befindet sich westlich der Doppelortschaft Ober-und Nieder-Emmels. Bei Montenau mündet sie in die Amel.
Nördlich von St.Vith, bei Walleroder Brücke, direkt an der Wasserscheide Maas/Rhein befinden sich die Quellen eines unbenannten Nebenbachs, der dann, nach seinem Zusammenfluss mit dem Medeller Bach, zwischen Emmelser Mühle und Born in die Emmels fließt.
Das Naturschutzgebiet der Emmels erstreckt sich längs diesem breiten, relativ offenen Tal zwischen Walleroder Brücke und Montenau. Es liegt vollständig auf dem Gebiet der Gemeinde Amel. Im gleichen Tal verläuft die ehemalige Eisenbahnlinie St.Vith - Weismes, die heute zu einem sehr beliebten Rad-und Wanderweg umfunktioniert wurde, der eine einmalige Aussicht auf das Naturschutzgebiet bietet.
Ausdehnung
1989 wurden die ersten Ankäufe im Tal der Emmels getätigt, namentlich dank der Weitsicht und dem tatkräftigen Einsatz des Naturschutzpioniers und BNVS-Mitgründers Hubert Wiesemes, der leider 1995 viel zu früh von uns gehen musste.
Durch eine pro-aktive Ankaufspolitik ist das Gebiet inzwischen auf stattliche 55 Hektar gewachsen.
In Verbund mit dem staatlichen Naturschutzgebiet der Emmels, das eine Fläche von 38 Hektar aufweist, bildet es eine schöne Einheit und fungiert inzwischen als wichtiges Rückzugsgebiet für viele bedrohte Tier- und Pflanzenarten.
Kurzbeschreibung
* Höhenlage: 440 - 500 m.
* Untergrund: Schiefer-und Sandstein des mittleren Siegen.
* Typisches Klima der Hochardennen mit einer Durchschnittstemperatur von rund 7 °C und einem jährlichen Niederschlag von 1100 bis 1300 mm.
* Die offene Landschaft ist besonders geprägt durch artenreiche Feucht- und Magerwiesen.
* Relikte von Feuchtheideflächen und Borstgrasrasen.
* Goldgräberhügel entlang der Emmels und des Ladebachs.
Ein Tal für unsere Wiesenbrüter
In der Vogelwelt haben ganz besonders die Wiesenbrüter in den letzten Jahrzehnten durch die Intensivierung und die hohe Mechanisierung in der Landwirtschaft einen dramatischen Bestandsrückgang erlitten.
Braunkehlchen, Wiesenpieper, Schafstelze, Feldschwirl, Sumpfrohrsänger und Rohrammer seien hier beispielhaft genannt und einige ihrer Hauptmerkmale kurz angesprochen.
- Alle sind sie Zugvögel; die Winterquartiere von Wiesenpieper und Rohrammer liegen im Mittelmeerraum, während die anderen vier bis ins tropische Afrika fliegen. Solche Weitstreckenflüge sind naturgemäß mit hohen Risiken und Verlustquoten behaftet.
- Als Insektenfresser sind sie auf ein reichhaltiges und vielfältiges Angebot an Spinnen, Insekten und anderen Gliederfüßern angewiesen; auf unseren heutigen, intensiven aber monotonen Grünlandflächen ist der Tisch für einen Insektenfresser aber sehr karg gedeckt.
- Ihr Nest bauen sie am Boden (Braunkehlchen, Wiesenpieper und Schafstelze) oder in niedrigen Stauden wie Mädesüß, Brennessel,Wasserdost usw. . Bei der heute praktizierten, intensiven Grünlandnutzung, wo, bedingt durch starke Düngung, der erste Schnitt schon ab Mitte Mai erfolgt, können sie so unmöglich ihr Brutgeschäft erfolgreich durchziehen.
Hinzu kommen Maßnahmen wie Entwässerung, Fichtenanpflanzungen in den Talauen usw. , die bedingen, dass unsere Wiesenbrüter fast nur mehr in Naturschutzgebieten oder sehr extensiv bewirtschafteten Flächen überleben können.
Männchen des Braunkehlchens
Foto: Guido Schütz
Ganz besonders das Braunkehlchen ist in unserer Gegend akut gefährdet und das Naturschutzgebiet der Emmels stellt neben dem Truppenübungsplatz Elsenborn und dem Naturschutzgebiet der Kleinen Rur bei Sourbrodt eine der wichtigsten Überlebensoasen für diesen wunderschönen, kleinen Singvogel dar.
Wenn wir hier etwas ausführlicher auf die Thematik der Wiesenbrüter eingegangen sind, so sollte doch nicht unerwähnt bleiben, dass natürlich noch viele andere, teils seltene Arten im Naturschutzgebiet anzutreffen sind. Beispielhaft seien hier unsere verschiedenen Grasmückenarten, der Neuntöter und der Raubwürger, Schwarzkehlchen, Goldammer, alle Vertreter der Finkenzunft, Wasseramsel und Eisvogel, Kiebitz, Stockente, Tag-und Nachtgreife und, nicht zu vergessen der Schwarzstorch, erwähnt.
Die Emmels als Rast-und Überwinterungsgebiet
Für viele Vogelarten ist das Naturschutzgebiet ein wichtiger Rastplatz auf ihrem langen Weg in den Süden: beispielhaft zitieren, möchten wir hier den großen Brachvogel und unsere beliebten "Hagelgänse", die Kraniche, die regelmäßig hier Halt machen.
Im Winter sind unter anderem die Bekassine und die Zwergbekassine, die Kornweihe, und seit einigen Jahren der Silberreiher als prominente Gäste anzutreffen.
Die Bekassine, ein steter Wintergast im Emmelstal
Foto: Philippe Vanmeerbeeck
Von Blumen und Schmetterlingen
Weit mehr als 200 verschiedene höhere Pflanzen sind bei Anlass des letzten Anerkennungsdossiers im Gebiet der Emmels erfasst worden. Als illustre Vertreter unserer Feuchtwiesengesellschaften seien hier nur einige wenige genannt: das Sumpfblutauge, der Fieberklee, der Beinbrech, 12 verschiedene Seggenarten und natürlich die beiden häufigsten Orchideen, das gefleckte und das breitblättrige Knabenkraut, wovon dieses Jahr rund 500 blühende Exemplare gezählt wurden.
Noch einige Worte zu einem, als nicht so illuster angesehenen Vertreter, dem Wiesen-oder Schlangen-Knöterich.
Ende Mai, Anfang Juni bedeckt er ganze Teile des Naturschutzgebietes mit einem dichten Blütenteppich in zart-rosa. Für uns Menschen, eine Augenweide, aber unter anderem für die Raupen von zwei Schmetterlingen eine überlebensnotwendige Futterpflanze; es handelt sich um den Blauschillernden Feuerfalter - Lycaena helle und den Randring-Perlmutterfalter - Proclossiana eunomia. Beide Arten stehen in Deutschland auf der roten Liste: im Naturschutzgebiet sind sie regelmäßig anzutreffen.
Borstgrasrasen, Lungenenzian und .... Gemeinde Amel
Das kleine, unscheinbare Borstgras steht als Namensgeber für eine Pflanzengesellschaft und einen natürlichen Lebensraum, unter vorrangiger Schutzstellung gemäß Anlage I der Fauna-Flora-Habitat-Richtlinie der EU. Namhaftere Vertreter dieses bedrohten Lebensraums sind z.B. die Arnika, die Glockenheide, der englische Ginster, der Blutwurz und der Lungenenzian. Allesamt kommen diese Pflanzen im Emmelstal vor, wenn auch teils nur in sehr geringen Beständen.
Dank einer beispielhaften Zusammenarbeit mit der Forstverwaltung, der Verwaltungskommission des Naturparks Hohes Venn - Eifel und der Gemeinde Amel konnte in jüngster Vergangenheit eine Fläche von rund 4,5 Hektar, Eigentum der Gemeinde Amel, entfichtet werden und per Erbpachtvertrag dem Naturschutzgebiet hinzugefügt werden. Unter anderem mit den Mitteln eines EU-LIFE-Projekts, das gemeinsam mit Partnern aus Deutschland und Luxemburg eingereicht wurde, sollen auf dieser Fläche gezielte Maßnahmen zum Schutz und zur Entwicklung obiger Pflanzen durchgeführt werden. Vorgesehen sind u.a. das Fräsen von Astwek und Wurzelstöcken, das Plaggen gewisser Flächen mit nachfolgendem Eintrag von Kräuterheu aus nahegelegenen intakten Borstgraswiesen und das Einzäunen zwecks Beweidung mit Robustrindrassen.
Auch für die Wiesenbrüter und ganz besonders für das Braunkehlchen war das Entfernen der nicht standortgerechten Fichten eine wichtige Maßnahme, da diese nur offenes, waldfreies Gelände besiedeln.
So blau blüht er im Emmelstal, .... der Lungenenzian, ..... umgeben von Blutwurz
Foto: Marc Jacobs
Bewirtschaftung, Zusammenarbeit mit Landwirten
Alle Maßnahmen im Naturschutzgebiet erfolgen im Rahmen des bei der Wallonischen Region hinterlegten Bewirtschaftungsplans: gewisse Flächen werden einmal jährlich nach dem 15. Juli gemäht, andere mit sehr geringem Viehbesatz beweidet und wieder andere werden gar nicht bewirtschaftet.
Rund 25 Hektar des Naturschutzgebietes werden so durch hiesige Landwirte bewirtschaftet, wofür diese im Rahmen der Agrar-Umwelt-Maßnahmen interessante Fördergelder von seiten des Landwirtschaftsministeriums erhalten. In der benachbarten Bundesrepublik sind diese Maßnahmen im Rahmen des Kulturlandschaftsprogramms inzwischen zu einem sehr wichtigen Standbein für viele Landwirte geworden.
Text: Marc Jacobs
Verwalter des Naturschutzgebietes:

Andrea Theissen
und
Marc Jacobs