Naturschutzgebiet Ensebach - Obere Our
Naturschutzgebiet Ensebach
- Obere Our
Die Bäche Ensebach und Our entspringen nahe der Staatsgrenze bei Losheimergraben auf einer Höhenlage von 650 m. Von dort fließen sie durch bewaldetes Gelände in südliche Richtung, vereinigen sich jedoch bereits oberhalb der Ortschaft Hüllscheid. Von dort fließt die Our nun durch das Manderfelder Land. Die Our verlässt das belgische Staatsgebiet bei Weckerath, taucht jedoch bereits wenige Kilometer bachabwärts wieder in belgisches Gebiet ein.
Das Bachneunauge, eine Art der sauberen Fließgewässer, ist im Bachsystem der oberen Our noch weit verbreitet
Positive Entwicklungen
Das Obere Ourtal zählt nicht gerade zu den touristischen Highlights im deutsch-belgischen Naturpark „Hohes-Venn-Eifel“. Dennoch – oder vielleicht gerade deshalb – hat es für den Liebhaber abwechslungsreicher, naturnaher Landschaften viel Reizvolles zu bieten.
Zwar hat die Zerstörung wertvoller naturnaher Räume auch vor diesem Gebiet nicht Halt gemacht, denn auch hier wurden bis in die jüngste Vergangenheit hinein Feuchtwiesen dräniert und Bäche begradigt sowie Nadelholzkulturen teils bis an den unmittelbaren Rand der Bachläufe gepflanzt.
Doch in den letzten Jahren überwiegen eher die positiven Entwicklungen; so hat unsere Vereinigung in den Tälern von Ensebach und Our größere Bach- und Auenbereiche erworben, und somit deren zukünftige Entwicklung als artenreiche, naturnahe Landschaften sichergestellt.
Extensive Weidennutzung
Ab 1999 erfolgten die ehrenamtlichen Anstrengungen der BNVS Mitarbeiter vor Ort Hand in Hand mit Bemühungen des deutsch-belgischen Naturparks, der im Rahmen des "Tälerprojektes" die landschaftliche Wiederöffnung der Täler forciert. Zahlreiche Fichtenbestände wurden seitdem entfernt und Parzellen soweit von Astwerk und Wurzelstöcken gesäubert, dass eine flächendeckende Wiederaufnahme der extensiven Weidennutzung wieder machbar ist. Wie positiv sich die extensive Beweidung auf den Artenreichtum der Talwiesen auswirkt, wurde gerade im Oberen Ourtal in den letzten Jahren besonders eindrucksvoll dokumentiert. Pflanzen wie das Gefleckte Knabenkraut (Dactyloriza maculata), der Bärwurz (Meum athamanticum), die Bergflockenblume (Centaurea montana), die Teufelskralle (Phyteuma nigra), der Schlangenknöterich (Polygonum bistorta) und das Waldläusekraut (Pedicularis sylvatica) profitieren bereits nachweislich von der extensiven Weidennutzung der Talaue. Dies hat zu einer deutlichen Erhöhung des Blüten- und Blumenangebotes der Wiesentäler des Gebiets geführt. Vor allem im Juni sind die extensiv beweideten Flächen mit einem bunten Bütenflor überzogen.
Paradebeispiel
Übrigens ist das Obere Ourtal auch eines der besten Täler für die Beobachtung des seltenen Schwarzstorchs (Ciconia nigra) und eine Paradebeispiel für den Nutzen grenzüberschreitender Naturschutzbemühungen dazu! Immer wieder wird der Schwarzstorch gerade in den abgelegensten Talbereichen von Our und Ensebach beobachtet, wo er inmitten eines Waldgebietes nicht nur die nötige Ruhe, sondern in den kristallklaren Waldbächen auch einen reich gedeckten Tisch findet. Die heimische Bachforelle bildet hier seine Nahrungsgrundlage.
Stellen sich die Oberläufe von Our und Ensebach als ruhige Waldbäche inmitten großer Forstbereiche dar, so ändert sich das Landschaftsbild im Bereich des Zusammenflusses der beiden Bachläufe auf Höhe der Ortschaft Hüllscheid: Ensebach und Our treten aus der Waldlandschaft heraus in eine offene Kulturlandschaft. Hier, im Manderfelder „Treeschland“ prägen Einzelgehöfte und Kleinstdörfer das Siedlungsbild.
Ab Hüllscheid fallen an den Hängen der Our immer wieder mehr oder weniger ungenutzte Hangflächen ins Auge, die vor allem im Bereich der Ortschaften Hüllscheid, Berterath und Manderfeld von dichtem Ginstergestrüpp, Dornhecken und lichten Eichenwäldern bestockt sind. Hier brüten Sperber (Accipiter nisus), Turmfalke (Falco tinnunculus) und Rotmilan (Milvus milvus). Hier stellt auch der Neuntöter (Lanius collurio), ein räuberisch lebender Singvogel seiner bevorzugten Insektenbeute nach). Hier leben aber auch die Goldammer (Emberiza citrinella), der Gimpel (Pyrrhula pyrrhula) und Distelfinken (Carduelis carduelis).
Aussichten
Auch wenn der Erwerb weiterer Parzellen in Zukunft nicht auszuschließen ist, so verlagert sich doch der Schwerpunkt unserer Aktivitäten zunehmend auf die Optimierung der bereits erworbenen, als Naturschutzgebiet ausgewiesenen Talflächen. Die Fortführung der Extensivbeweidung wird langfristig zu einer Verschönerung des Landschaftsbildes und zu einer Erhöhung des Artenreichtums führen. Fast alljährlich wird auf den Weideflächen die Wiederansiedlung neuer seltener Pflanzenarten registriert. Es lohnt sich also auch weiterhin die Entwicklungen im Tal von Ensebach und Our zu verfolgen.
Pflanzen wie die Teufelskralle und das Gefleckte Knabenkraut profitieren von den extensiven Weidennutzungen der Flächen im NSG Ensebach
Verwalter des Naturschutzgebietes:
Manfred Schröder