Das Naturschutzgebiet der Holzwarche



Die Holzwarche entspringt unweit der deutsch-belgischen Grenze bei
Losheimergraben auf einer Höhe von 660 m und gehört damit zu den höchstgelegenen
Gewässersystemen im Gebiet des deutsch-belgischen Biotopverbunds in der
Nordeifel. Sie fließt über eine Länge von 8 km erst in nördliche, dann in westliche
Richtung und mündet in den Stausee von Bütgenbach. Ihr gesamter Lauf ist in einem
relativ naturnahen Zustand erhalten geblieben.


Der Anfang einer besonderen Entwicklung

Das Holzwarchetal ist ein Vorzeigegebiet für die Naturschutzstrategien unserer Vereinigung.
Mit Hilfe privater Spenden, von Fördergeldern und staatlichen Subsidien wird hier seit 1978
durch Flächenankäufe ein Naturschutzgebiet geschaffen. Bis heute ist das Naturschutzgebiet
auf etwa 75 Hektar angewachsen.

Außergewöhnliches Naturschauspiel

Einer der Gründe, warum gerade hier ein großes Naturschutzgebiet entstand, sind die
prachtvollen Narzissenwiesen. Im April/Mai sind viele Hektar Wiesenland von einem gelben
Blütenflor überzogen - eine Touristenattraktion erster Klasse. Das Holzwarchetal hat darüber
hinaus aber noch mehr zu bieten. Hier finden wir ein Mosaik verschiedenster
Pflanzengesellschaften: Bärwurzwiesen mit der Schwarzen Flockenblume, Seggensümpfe
mit Fieberklee und Blutauge, Mädesüßfluren mit Arznei-Baldrian und binsenreiche
Nasswiesen mit Wald-Engelwurz und Wiesenknöterich.

Kulturhistorisches Zeugnis

Aufgrund der hohen Niederschläge, der Höhenlage und des kühlen Klimas haben sich in den
Quellgebieten am „Kappertzvenn“ und am „Weißen Stein“, dem zweithöchsten Punkt
Belgiens, Pflanzengesellschaften halten können, die durchaus nordischen Charakter haben:
Moorbirkenwälder, Feuchtheiden und -wiesen, Niedermoore mit Wollgräsern und Moorlilien
sowie Borstgrasrasen. Sie sind in Abhängigkeit von Boden und Ausgangsgestein, von Klima
und Relief sowie aufgrund der historischen Landnutzungsformen entstanden.
Die Flora des Holzwarchetals wurde also wesentlich durch die mehrtausendjährige
wechselhafte Landschaftsgeschichte des Hochardennenraums geprägt und ist somit ein
wichtiges kulturhistorisches Zeugnis.

Botanisches Kleinod

Botanisch am reichhaltigsten sind die ehemals extensiv genutzten Talwiesen. Auf den
hängigen Wiesen im Tal des Kleinfüllenbachs, eines Nebenbachs der Holzwarche, wurde auf
weniger als 2 Hektar Wiesenfläche die außergewöhnliche Anzahl von über 190 Pflanzenarten nachgewiesen, davon bemerkenswert viele gefährdete oder pflanzengeographisch bedeutsame Arten.

Nordische Vogelwelt

In den großen Fichtenbeständen der umgebenden Waldgebiete brüten gelegentlich nordisch
anmutende Vogelarten wie der Tannenhäher (Nucifraga caryocatactes), der Raufußkauz
(Aegolius funereus) und der Fichtenkreuzschnabel (Loxia curvirostra). Die alpine Unterart der Ringdrossel (Turdus torquatus) besitzt hier neben dem Hohen Venn ihren westlichsten Vorposten auf dem Europäischen Kontinent.

Ein natürlicher Wasserspeicher

Am Oberlauf der Holzwarche bleibt es aufgrund der vielen Quellaustritte ständig feucht, selbst im trockensten Hochsommer. Die Vegetation hat sich diesen Bedingungen angepasst und bildet hier ein sogenanntes Niedermoor. Der Moorboden funktioniert dabei wie ein Schwamm, der große Wassermengen speichert.
Erst wenn dieser Schwamm gesättigt ist, fließt das überschüssige Wasser in Richtung Bach ab. Das Wasser wird also erst einmal zurückgehalten und kommt dadurch den Feuchtgebieten sowie den Grundwasserreserven zugute.

Hervorragende Zusammenarbeit mit der Gemeinde Büllingen

Der Gemeinderat Büllingen verabschiedete ein Globalabkommen zwischen der Gemeinde und unserer Naturschutzorganisation. Die offizielle Unterzeichnung des Abkommens fand im Juni 2008. Diese beinhaltet einen Geländetausch sowie einen Erbpachtvertrag. Ziel dieses Abkommens ist der Erhalt und die Wiederherstellung land- und forstwirtschaftlicher Lebensräume, die die Existenz einer reichhaltigen und vielfältigen, wildlebenden Fauna und Flora sichert. Ein Geländetausch hat den Vorteil, dass größere, zusammenhängende Flächen geschaffen werden können. Somit werden die Pflege und die maschinelle Bearbeitung der Talwiesen vereinfacht bzw. verbessert.

Verwalter des Naturschutzgebietes:


Eric Leprince


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