Manifest Natagora
Angesichts des Artensterbens und des Klimawandels haben die Naturschutzverbände Natagora, Inter-Environnement Wallonie und WWF gemeinsam ein Manifest verfasst, um die politisch Verantwortlichen auf die Bedeutung des Naturschutzes hinzuweisen.
Es enthält 3 Hauptforderungen:
1. Keine weitere Bodenversiegelung
2. Renaturierung der Landwirtschaft
3. Wiederherstellung von Feuchtgebieten und Wäldern.
Diese Forderungen im Sinne der nachhaltigen Zukunftsgestaltung kann jeder Bürger und jede Bürgerin unterstützen, indem er/sie per Internet unterschriebt unter:
www.nonaturenofuture.be
Belgien wegen mangelhafter Nachhaltigkeit am Pranger
Ein vernichtendes Urteil hat die OECD (Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung) der belgischen Politik in den Bereichen Klima- und Umweltschutz ausgestellt. Im jüngsten Bericht von 250 Experten erhielt weniger als ein Drittel der 51 Ziele eine positive Bewertung.
Angeprangert werden besonders die schlechte Koordinierung zwischen Föderaltstaat und Regionen, die mangelhafte Kohärenz und das Fehlen von Visionen.
Die Zerstückelung der Zuständigkeiten für Energie und Klima einerseits sowie das Fehlen einer unabhängigen Koordinierungsstelle andererseits erschweren die Erarbeitung eines gemeinsamen Klimakonzeptes und die Umsetzung einer kohärenten Politik. Auch ein Abkommen über die Verteilung der Aufgaben ist bisher nicht angenommen worden.
Energieversorgung
Die Energieversorgung wird beherrscht durch fossile Brennstoffe und durch Kernenergie. Der Beitrag aus erneuerbaren Energien ist eher gering. 2018 waren es 9,4 % des gesamten Energieverbrauchs.
Die Entwicklung seit 2005 war geprägt durch eine Verringerung des Energieverbrauch im Wohnungssektor (bessere Energieeffizienz und mildere Winter) einerseits und eine Zunahme des Verbrauchs in allen anderen Sektoren (insbesondere Handel und Industrie) andererseits.
Treibhausgase - Klimaschutz
Die Emissionen von Treibhausgasen sind zwar geringer geworden, aber die Intensität der Emissionen pro Einwohner in Belgien liegt weiterhin über dem Durchschnitt der Europäischen Union. Der CO2-Fußabdruck ist viel höher als die Emissionen aus der Inlandsproduktion, weil Emissionen von Treibhausgasen „importiert“ werden.
Die Ziele beim Ausbau erneuerbarer Energien wird Belgien wohl verfehlen.
Dennoch gehen die Experten davon aus, dass es möglich sein wird, die CO2- Emissionen wie vorgesehen bis 2030 um 35 % zu senken. Den größten Beitrag dazu sollen der Gebäude- und der Transportsektor leisten. Allerdings gehört Belgien zu den Ländern der EU, die am meisten zusätzliche Maßnahmen ergreifen müssen. Dies betrifft in erster Linie das Steuersystem, wie etwa die Förderung von Firmenautos für Angestellte.
Notwendig wäre eine CO2-Steuer.
Katastrophale Entwicklung der Biodiversität
Doch während Politik und Gesellschaft die Notwendigkeit von Maßnahmen zum Klimaschutz einsehen, ist es um die Biodiversität schlecht bestellt. Mehr als 33 % der Arten von Süßwasserfischen, 30 % der Vogelarten und 20 % der Arten von Säugetieren und Pflanzen sind bedroht. Die Populationen der auf offenen Flächen (Agrarland) lebenden Vögel haben in den beiden letzten Jahrzehnten um die Hälfte abgenommen. Bei den Waldvögeln beträgt der Rückgang 20 %.
Das ist die schlechteste Entwicklung in der gesamten OECD.
Nur 2 % der Fläche Flanderns und der Region Brüssel stehen unter Schutz. In der wallonischen Region ist es sogar nur 1 %. In der europäischen Biodiversitätsstrategie für 2030 ist vorgesehen, dass 10 % der Fläche geschützt sein sollen.
Der Weg ist also noch weit.
Zu den Hauptursachen für diese miserable Entwicklung der Biodiversität gehören die Flächennutzung und die intensive Landwirtschaft.
Umweltverschmutzung
Alarmierend sind auch die Feststellungen im Bereich der Umweltverschmutzung. Die Emissionen von Luftschadstoffen sind nach wie vor problematisch. Fast die Hälfte der Oberflächengewässer ist durch ungeklärte Abwässer belastet. Weniger als ein Viertel der Gewässer ist in einem guten ökologischen Zustand.
Zwar haben die überschüssigen Mengen von Phosphaten, Stickstoff und Pestiziden abgenommen, doch sie gehören weiterhin zu den höchsten Werten aller Länder der OECD.
Daher sollte Belgien Maßnahmen zu deren Verringerung ergreifen, so wie in der neuen Gemeinsamen Agrarpolitik vorgesehen ist.